Hitze und Trockenheit hatten die Bundesrepublik fest im Griff – dann kam das Unwetter. Doch für Ende Juni hat der Deutsche Wetterdienst wieder Temperaturen um bis zu 28 Grad angekündigt. Ob auch Bitcoin dadurch wieder auftaut? Schließlich befindet sich die Leitwährung schon seit mehreren Wochen am Gefrierpunkt – zumindest nach Maßgabe der sogenannten Bitcoin Price Temperature (BTP).
Erst schafft das Bitcoin Halving ein Angebotsdefizit …
Um den Index zu verstehen, ist zunächst einmal das Bitcoin Halving wichtig. Bei diesem wird der Angebotsnachschub um die Hälfte reduziert – der Block Reward wird kleiner. Das passiert alle 210.000 Blöcke in einem Zeitraum von ungefähr vier Jahren. Laut Berechnungen von Bitcoinsensus findet das nächste Bitcoin Halving am 26. April 2024 statt.
Um sicherzustellen, dass sich das Halving in gleichmäßigen Abständen wiederholt, gibt es die Mining Difficulty. Wenn neue Miner in das Netzwerk kommen, oder ein existierender Schürfer seine Hardware ausbaut, erhöht sich die Hashrate. Gleiches geschieht mit der Difficulty – die Schwierigkeit vergrößert sich, je mehr gemint wird. Entsprechend proportional sinkt die Difficulty, wenn die Hashrate von Bitcoin fällt. Damit nun die Blockzeit nicht immer weiter schrumpft, passt sich die Schwierigkeit alle 2.016 Blöcke automatisch an. Dadurch kommt es zu einer durchschnittlichen Blockzeit von zehn Minuten.
… dann steigt der Preis
In der Vergangenheit ist der Bitcoin-Kurs nach jedem Halving stark angestiegen. Obwohl dies jeweils mehrere Monate gedauert hat, schraubte sich die Marktkapitalisierung der Leitwährung nach jeder Halbierung auf neue Höchstwerte. Der Blick auf den 4-Jahres-Zyklus bestätigt das. Dennoch: Alleine aufgrund des Angebotsdefizits ist Bitcoin nicht so erfolgreich. Preismodelle, die das behaupten, gelten längst als gescheitert.
Mittlerweile gibt es andere Indizes, die weit flexibler widerspiegeln, inwieweit der aktuelle BTC-Kurs im Kontext seiner eigenen Preisentwicklung und Volatilität, insbesondere im Zusammenhang mit den 4-Jahres-Marktzyklen, normal respektive verzerrt ist. Einer davon: die Bitcoin Price Temperature (BTP).
Bitcoin am Gefrierpunkt: Wann kommt der Sommer?
Der Index ist ein Maß für den Abstand zwischen dem aktuellen Bitcoin-Kurs und seinem gleitenden 4-Jahres-Durchschnitt. BPT wird berechnet, indem zunächst die Differenz zwischen dem Tagespreis und seinem gleitenden 4-Jahres-Durchschnitt berechnet und diese Zahl dann durch die Standardabweichung dieses 4-Jahres-Fensters dividiert wird. In der Praxis angewandt, ergibt sich folgende Übersicht:

Die BPT-Metrik ist eine Art “Temperaturkontrolle”. Höhere Werte stellen ein potenziell überhitztes Preisniveau dar. Umgekehrt weisen fallende oder negative Skalenwerte darauf hin, dass der BTC-Kurs in Abhängigkeit des 4-Jahres-Durchschnitts relativ niedrig ist.
Klar zu erkennen: das Krisenjahr 2022. Nach dem FTX-Kollaps im November kam es zum Krypto-Winter. Passend zur Jahreszeit, fiel die BPT auf Minustemperaturen, ein Allzeittief. Mit einer zunehmenden Stabilisierung der Krypto-Industrie tauen auch die Kurse wieder auf, allen voran bei Bitcoin, der zum Zeitpunkt des Schreibens bei 30.050 US-Dollar notiert. Die BPT für sich genommen ist allerdings noch kein Indiz für eine zukünftige Bullenrallye. Dennoch: beim Vergleich mit dem MVRV Z-Score fällt auf: Der Verlauf ist nahezu identisch.
Eine Überraschung ist das nicht. Schließlich misst dieser Indikator das Verhältnis der Marktkapitalisierung zum sogenannten "Realized Value", also dem tatsächlichen Wert, der in Bitcoin gespeichert ist. Ist das Verhältnis von Marktkapitalisierung zum Realized Value unter 1, zeigt dies einen Überverkauf an – eine Trendumkehr wird wahrscheinlicher. Hier ein Beispiel. Ein Trend lässt sich bereits ablesen: Seit Anfang des Jahres liegt der Wert wieder im positiven Bereich – parallel steigt Bitcoin.
Bitcoin: Bullrun oder Sommerloch
Doch für aussagekräftige Analysen ist ein holistisches Bild notwendig. Dazu gehört mehr – beispielsweise die zunehmende Adoption auf der ganzen Welt. Oder: ein Bitcoin-Spot-ETF des größten Vermögensverwalters der Welt. So ist der jüngste Bullrun zu großen Teilen BlackRocks Verdienst.
Dennoch: Der Bitcoin-ETF, steht auf wackligen Beinen. Schließlich handelt es sich zunächst einmal nur um einen Antrag bei der SEC. In der Vergangenheit hat die US-Börsenaufsicht alle Anträge abgelehnt. Zudem drücken die angespannte Lage um die Krypto-Börsen Binance und Coinbase und die makroökonomischen Probleme nach wie vor auf die Anlegerstimmung. Ob ein ETF und die steigenden Temperaturen – auch hinsichtlich des BTP – ausreichen, damit die Bullen wieder rennen, bleibt abzuwarten. Nach dem Winter kommt aber schließlich immer irgendwann der Sommer – auch am Kryptomarkt.