Immer mehr Schwergewichte aus dem traditionellen Finanzsektor setzen sich mit digitalen Assets auseinander. So auch abrdn aus dem Vereinigten Königreich, das rund 600 Milliarden US-Dollar an Assets under Management (AuM) verwaltet. Aus der Fusion von Standard Life und Aberdeen Asset Management im Jahr 2017 hervorgegangen, setzt das börsengelistete Unternehmen verstärkt auf die Tokenisierung von Real World Assets. Nähere Einzelheiten dazu hat uns Duncan Moir von abrdn im Interview verraten.
Das Interview wurde auf Englisch geführt und ins Deutsche übersetzt.
BTC-ECHO: Was ist die Hauptmotivation von abrdn, auf die Tokenisierung zu setzen?
Duncan Moir: Letztendlich ist es unser Ziel, unsere Kunden zu besseren Investoren zu machen. Die Tokenisierung kann dies ermöglichen, indem sie uns erlaubt, eine breitere Palette von Investitionsmöglichkeiten anzubieten. Auch geht es um die Art und Weise, wie Investoren auf die Assets zugreifen können. Darüber hinaus können die betrieblichen Prozesse effizienter und kostengünstiger gestaltet werden.
Geht es darum, bestehende Vermögenswerte zu tokenisieren, oder konzentriert ihr euch eher auf neue Assets?
Ich denke, die größte Chance besteht heute bei bestehenden Vermögenswerten. Neue Vermögenswerte werden sich sicherlich auch als Möglichkeiten präsentieren, aber wenn wir bestehende Vermögenswerte nicht auf die Blockchain bringen, ist es unwahrscheinlich, dass die für neue Vermögenswerte benötigten betrieblichen Infrastrukturtransformationen in großem Maßstab durchgeführt werden.
Was könnt ihr denn konkret in puncto Tokenisierung vorweisen?
Heute sind unsere US-Dollar-, Euro- und Sterling-Geldmarktfonds in Tokenform verfügbar. Berechtigte Investoren können von Echtzeitüberweisungen und Zinsausschüttungen profitieren. Wir erwarten, dass wir den Umfang des tokenisierten Zugangs zu unseren Fonds erheblich erweitern werden.
Inwiefern überwiegen öffentliche Blockchains wie Ethereum, Polygon usw. gegenüber geschlossenen DLT-Infrastrukturen zur Tokenisierung?
Unser Fokus liegt auf public permissioned Blockchains, da wir glauben, dass sie das größte Potenzial für Skalierung bieten. Nichtsdestotrotz, private DLTs können vorteilhaft sein und große betriebliche Effizienzen bieten, also erkunden wir diese ebenfalls, insbesondere dort, wo wir mit spezifischen Gegenparteien arbeiten möchten.
Die Tokenisierung von realen Vermögenswerten ist zu einem großen Narrativ im Kryptosektor geworden. Sind die Erwartungen nicht ein bisschen übertrieben?
Ich denke, die zeitliche Erwartungshaltung für die Skalierung ist sicherlich übertrieben und es gibt ein allgemeines Unverständnis in der Kryptowelt darüber, was für den Erfolg erforderlich ist. Zum Beispiel scheint die Erwartung zu sein, dass alles, was benötigt wird, die Tokenisierung des Vermögenswertes selbst ist. In Wirklichkeit müssen wir auch über die Vertriebskanäle, den Zugang und die erforderliche betriebliche Infrastruktur nachdenken. Allerdings ist das Potenzial riesig, wenn die einzelnen Bestandteile richtig zusammengesetzt sind.
Wird bis zum Jahr 2030 die Mehrheit aller neu ausgegebenen Vermögenswerte dann tokenisiert sein?
Ich denke, wir werden eine Entwicklung sehen, bei der Vermögenswerte in verschiedenen Formen auf die Blockchain gebracht und im Laufe der Zeit effizienter dargestellt und übertragen werden. Also Token, die das wirtschaftliche Eigentum repräsentieren, im Gegensatz zur nativen Emission. Im Jahr 2024 sollten wir den Übergang von Proof-of-Concept zu Live-Projekten sehen, und dies wird sich in den nächsten Jahren beschleunigen.
Es geht oft um Effizienz und Kosteneinsparungen für Emittenten und Vermögensverwalter. Aber wie profitieren Endkunden von der Tokenisierung?
Effizienz und Kosteneinsparungen kommen auch den Endkunden zugute, da sie die Betriebskosten des Fonds tragen. Sie werden auch von einer schnelleren Abwicklung profitieren, sowohl bei Abonnements als auch bei Rücknahmen. Der Endkunde profitiert zudem von einer breiteren Palette an Anlagemöglichkeiten wie privaten Märkten oder, wenn er bereits ein großer institutioneller Anleger mit Zugang zu diesen Assets ist, von der Liquidität und der Rendite, die sich aus der Tokenisierung der Vermögenswerte ergeben.
Wer mehr zur Zukunft des Asset Managements erfahren möchte, kann sich am 16. April kostenlos beim Panel von Duncan Moir auf der Crypto Assets Conference Frankfurt online dazuschalten. Dort diskutiert er mit anderen Branchenvertretern, wie unter anderem der UBS oder Citi, inwiefern Assets zukünftig On-Chain verwaltet werden. Dazu einfach den Code “Assets24_Special” bei der Ticketbestellung eintippen.