Wenn es zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es das oft auch. Eine tägliche garantierte Krypto-Rendite von 0,32 Prozent pro Tag? Wer das hört, sollte sich das Projekt doch etwas genauer ansehen.
Das müssen sich auch diverse Behörden bei der (ehemaligen) Krypto-Plattform EXW gedacht haben. Bereits im Januar 2020 hatten sowohl die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die Finanzmarktaufsichtsbehörde in Österreich (FMA) und die FMA Liechtenstein vor EXW gewarnt. Der Verdacht der Behörden: Die Drahtzieher führen Anleger und Anlegerinnen hinters Licht.
EXW: Das ist in der Vergangenheit passiert
Als die ersten Warnungen rausgingen, war klar: Selbst- und Fremdwahrnehmung des Projektes gehen weit auseinander. EXW bezeichnete sich selbst als “das größte Community-Projekt der kommenden Jahre im Bereich Digitalisierung, Market Building, Market Making, Zahlungsabwicklung, inklusive Bonus-Ausschüttungen für Kunden und Partner”. Die Behörden auf der anderen Seite sahen fehlende Lizenzen und sprachen entsprechende Warnungen aus.
Nach einigen (fehlgeschlagenen) Tricksereien mit geänderten Angaben im Impressum, war es knapp zwei Jahre später so weit. Die österreichische Staatsanwaltschaft bestätigte die Verhaftung einer mutmaßlichen Führungsperson in der Causa EXW. Zeitgleich liefen Ermittlungen gegen insgesamt zehn Personen in deren Dunstkreis.
Anfang Juni berichtete der Beobachter, dass es im April 2022 zur Verhaftung einer zweiten Führungsperson durch die österreichische Staatsanwaltschaft in Brasilien gekommen sei. Gegenüber dem Magazin bestätigte die Staatsanwaltschaft, dass man gegen zehn Personen wegen “schweren gewerbsmäßigen Betrugs, Geldwäscherei und Verdacht auf Ketten- beziehungsweise Pyramidenspiel” ermittle.
So fabrizierte EXW Rendite
Würde man die Vertriebssysteme und -Wege von EXW auf Papier zeichnen, müsste man tatsächlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit ägyptischen Bauwerken feststellen. Wer sich mit und bei EXW eine goldene Nase verdienen wollte, konnte neue Mitglieder anwerben und dadurch zu höheren Rängen aufsteigen. Von diesen Rängen aus konnte man an den EXW-Renditen, die aus den Taschen der unteren Ränge erwirtschaftet wurden, mitverdienen.
Fall wird in Klagenfurt verhandelt
Wie verschiedene österreichische Medien übereinstimmend aktuell berichten, führten die Ermittlungen nun zu Anklagen. So gingen beim Landesgericht in Klagenfurt Ende Juni Anklagen gegen insgesamt acht Menschen im Zusammenhang mit mutmaßlichem Krypto-Betrug ein.
Insgesamt sollen 40.000 Menschen weltweit Opfer des EXW-Schemas geworden sein. Die Schadenssumme soll bei 14 Millionen Euro liegen. Als Strippenzieher gilt ein 26-jähriger Kärntner, der aktuell in Untersuchungshaft sitzt. Eine Anfrage seitens BTC-ECHO bezüglich eines Gerichtstermins blieb bis zu Redaktionsschluss unbeantwortet.