Die Begeisterung der Krypto-Community war diese Woche groß. Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) markierten beide neue Allzeithochs. ETH kletterte zeitweise auf bis zu 4.361 US-Dollar und BTC auf bis zu 67.277 US-Dollar. Es steht außer Frage, dass jeder, der eine der beiden Kryptowährungen hält, in den letzten Wochen von erheblichen Kursgewinnen profitieren konnte. Anders sieht es jedoch im Sektor für Decentralized Finance aus.
Trotz einem erneuten Allzeithoch des Total Value Locked (TVL) im DeFi-Bereich, enttäuschten in letzter Zeit vor allem die Kurse etablierter DeFi-Schwergewichte. Der DeFi Pulse Index (DPI), der als Benchmark für den Sektor gilt und daher ähnlich wie ein ETF 17 der wertvollsten Token beinhaltet (Uniswap, Aave, MakerDAO, SushiSwap, Compound, …), performte deutlich schlechter als Ethereum.
Während Ethereum innerhalb der letzten 30 Tage knapp 50 Prozent zulegen konnte, wuchs DPI im selben Zeitraum lediglich um 22 Prozent.
Anders ausgedrückt bedeutet das, dass DPI im Vergleich zu Ethereum um 28 Prozent gefallen ist. Im Vergleich zu Ethereum befindet sich DPI damit zu Redaktionsschluss auf dem niedrigsten Stand aller Zeiten.
Aber was sind die Gründe für die schlechte Entwicklung vieler DeFi-Projekte?
Warum Ethereum DeFi outperformt
Eigentlich sollte man glauben, dass ein gut ausbalancierter “ETF-Token”, der die Zukunft des Finanzwesens abbilden soll, besser oder zumindest gleich wächst als Ethereum. Schließlich bilden diese Protokolle die Infrastruktur für ein gänzlich neues Finanzsystem. Die letzten Monate haben jedoch gezeigt, dass das nicht der Fall ist. Der DeFi-Experte Occultist geht auf Twitter davon aus, dass dies insbesondere mit den wenig nachhaltigen Token-Modellen vieler DeFi-Projekte zusammenhängt.
Denn damit viele DeFi-Projekte funktionieren, müssen sie über ausreichend Liquidität für ihre Dienstleistungen verfügen. Das Problem dabei ist, dass die meisten DeFi-Projekte ihre Nutzer für das Bereitstellen von Liquidität mit Token-Belohnungen locken müssen (Liquidity Mining). Der Nachteil dieser Methode ist, dass diese Methode der Liquiditätsakquirierung für viele Protokolle sehr kostspielig ist.
DeFi 2.0 macht Hoffnung
Occultist ist aber überzeugt davon, dass DeFi 2.0 dieses Problem lösen kann. DeFi-2.0-Projekte setzten nämlich darauf, bestehende DeFi-Protokolle zu verbessern, indem sie beispielsweise, wie das bei OlympusDAO (OMH) der Fall ist, günstigere Optionen anbieten, mit denen Projekte Liquidität für ihre Protokolle bereitstellen können. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zum Liquidity Mining für mehr Nachhaltigkeit und kann dabei helfen, bestehende Token-Modele zu verbessern.
Ein weiterer Grund, weshalb Decentralized Finance derzeit vergleichsweise schlecht abschneidet, liegt wahrscheinlich an den unklaren regulatorischen Rahmenlinien. Die SEC hat Ende September angekündigt, dass sie den DeFi-Sektor in seine Schranken weisen will.
Im Moment besteht aber immer noch große Unklarheit darüber, wie sie dieses Vorhaben umsetzen möchte. Insbesondere fehlende Know-Your-Customer-Verfahren und mangelnde Antigeldwäschemaßnahme in der Decentralized Finance sind den Börsenaufsichten weltweit ein Dorn im Auge. Es ist also durchaus möglich, dass vor allem institutionelle Anleger aufgrund dieser Unsicherheiten vor Investitionen in Decentralized Finance zurückschrecken.