Dass sich der Krypto-Markt nach der November-Rallye etwas orientierungslos im Seitwärtsgang bewegt, täuscht nicht über die beachtliche Entwicklung in 2021 hinweg. Seit Jahresanfang hat sich die Gesamtmarktkapitalisierung mehr als verdreifacht, der Wert von Ether sogar verfünffacht. Zumindest aktuell scheint der Ether-Hunger aber gestillt. Die Abzüge von Börsen sind im Dezember auf ein Vierjahrestief gerutscht, wie Daten von Glassnode zeigen.
Auf den ersten Blick eine dramatische Entwicklung, gilt der Abzug von Börsen schließlich als verlässlicher Indikator für eine hohe, oder eben niedrige Nachfrage. Je weniger Ether von den Handelsplätzen wandern, umso geringer auch die Kurserwartungen. Doch der Teufel steckt im Detail.
Börsenbestände sinken weiter
Ein ganz banaler Grund für den Rückgang: Der Kursanstieg. Steigt Ether im Wert, werden trotz gleichem Handelsvolumen prozentual weniger Ether von den Exchanges abgezogen. Ein weiterer Grund könnte die Verschiebung der Börsenbestände auf Cold Wallets sein. Nicht zuletzt – und wohl auch wegen prominenter Börsenhacks – sind Investor:innen inzwischen sensibilisierter in Bezug auf eigene Verwahrlösungen.
Isoliert betrachtet lässt sich dem Vierjahrestief zwar eine Ether-Übersättigung ableiten. Entscheidend ist jedoch, in welchem Verhältnis sich Inflows und Outflows bewegen, also die an und die von Börsen transferierten Coins. Ihr Verhältnis bestimmt die verfügbare Angebotsmenge. Wie die Grafik von Glassnode zeigt, korrelieren Kursanstiege mit einem Übergewicht von Abzügen, während Verkäufe an Börsen das Angebot erhöhen und dadurch den Kurs drücken. Aktuell dominieren Inflows das Kursgeschehen.

Dabei handelt es sich aber eher um eine Momentaufnahme als um einen dauerhaften Trend. Der Blick auf die Börsenbestände zeigt, dass die von Handelsplätzen gehaltene Menge an Ether immer weiter zurückgeht. Zu Jahresbeginn waren es noch 18,9 Millionen ETH, inzwischen ist der Bestand auf insgesamt 14,3 Millionen ETH geschmolzen.

Ethereum und seine “Killer”
Auch wenn sich das Viehjahrestief der Exchange Outflows vor dem Hintergrund der Preisentwicklung, dem insgesamt sinkenden Angebot, eigenverantwortlichen Verwahrlösungen und einer aktuell trägen Marktlage erklärt: Ethereum konkurriert wie kaum eine andere Kryptowährung um Marktanteile. Der Smart-Contract-Pionier platzt aus allen Nähten, was sich in konstant hohen Transaktionsgebühren widerspiegelt.
Zwar zehrt Ethereum von seinen Netzwerkeffekten. Ethereum zählt mit über 3.800 die mit Abstand meisten dezentralen Anwendungen (dApps). Und auch das Total Value Locked in DeFi-Anwendungen ist mit über 157 Milliarden US-Dollar konkurrenzlos. An Ethereums Thron sägen aber immer mehr Kryptowährungen und Plattformen. Solana, Cardano, Polkadot, Avalanche: Die Liste der “Ethereum-Killer” wird länger – und bedrohlicher. Will Ethereum seinen Vorsprung nicht aufs Spiel setzen, sollte die Umstellung auf Ethereum 2.0 im neuen Jahr reibungslos verlaufen.