Zahltag in Ether-Land. Die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung setzt zum Bullenlauf an und notiert erstmals seit Mai dieses Jahres über 3.500 US-Dollar.

Normalerweise ist es Bitcoin, der den Markt treibt, doch an diesem Mittwoch, den 1. September, ist es anders. Denn während ETH auf Tagessicht mit 8,6 Prozent im Plus notiert, stagniert das BTC-Wachstum. Mit 47.364 USD wächst der Wert der Kryptowährung Nr. 1 nur unwesentlich: Im Vergleich zum vorigen Handelstag liegt das digitale Gold lediglich 0,2 Prozent im Plus.
Es kann nur einen geben
Die Divergenz zwischen den beiden größten Krypto-Assets schlägt sich logischerweise auch in der Marktdominanz von Bitcoin nieder. Zwar ist diese bereits seit geraumer Zeit rückgängig. Mit 42 Prozent ist sie aktuell jedoch so gering wie zuletzt im Juni 2018. Das befeuert natürlich auch Erwartungen eines möglichen sogenannten “Flippenings“, also die Ablösung Bitcoins als wertvollstes Krypto-Asset gemessen anhand der Marktkapitalisierung.
Man hat wirklich das Gefühl, dass 2021 das Jahr für Ether ist. Seine Zeit ist gekommen. Ethereum outperformt Bitcoin und es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend 2021 fortsetzen wird,
kommentiert etwa Nigel Green, CEO der deVere Group. Der Analyst erwartet, dass ETH BTC bis 2026 überholt haben wird.
Doch nicht so schnell, sagen andere. Für ein Flippening reichen keine kurzfristigen Rallyes, was es braucht, ist eine langfristige Trendumkehr. Dass sich diese einstellt, bezweifeln Marktbeobachter:innen wie Molly Jane Zuckerman, Content Lead bei CoinMarketCap allerdings. Gegenüber Cointelegraph sagt die Analystin:
Wenn man sich CoinMarketCap über die letzten fünf Jahre anschaut, liegt Ethereum in der Regel an zweiter Stelle, direkt hinter Bitcoin. Die Geschichte zeigt uns, dass es nur eine Kryptowährung gibt, die den Titel “König der Kryptowelt” beanspruchen kann.
Ethereum: Proof of Stake nicht ohne Risiken
Ob die anstehende Umstellung von Ethereum auf Proof of Stake (PoS) unter bullishen oder bearishen Vorzeichen geschieht, lässt sich derzeit kaum seriös beurteilen. Fakt ist, dass eine Umstellung des Konsens-Mechanismus, also dem Herzstück von dezentralen Kryptowährungen, nicht ohne Risiken über die Bühne gehen kann. Hinzukommen die mannigfaltigen Angriffe auf DeFi-Protokolle, die auch nicht gerade für Zuversicht unter ETH-Investor:innen sorgen dürften. Das sieht Eswar Prasad, Ökonomie-Professor an der Cornell University und Autor von The Future of Money, ähnlich:
Es könnte technische Komplikationen bei der Umstellung von Ethereum auf das PoS-Konsensprotokoll geben und es gibt viele Risiken von Angriffen auf DeFi-Produkte, die das Vertrauen in diese Produkte und in Ethereum selbst untergraben könnten.
Mittelfristig könnte Ether allerdings das schnellere Pferd im Stall sein. Dafür sprechen auch On-Chain-Daten wie sinkende Liquidität auf den Exchanges bei steigender Nachfrage nach ETH.
Ferner, so Analyst Ki Young Ju, ist ETH nur noch rund 23 Prozent vom Allzeithoch bei 4.356 USD entfernt – bei BTC sind es immerhin 36 Prozent. Es bleibt spannend.