Wall Street aufgepasst: Der Geldregen im Krypto-Sektor stammt nicht immer von waghalsigen Spekulationen oder lukrativen Airdrops. Einige Protokolle und Anwendungen streben auf ganz klassische Weise nach nachhaltigem Wachstum. Und das beinhaltet vor allem eines: anhaltende Profite.
Um einschätzen zu können, welche Krypto-Investments auch für traditionelle Anleger interessant werden könnten, lohnt ein Blick auf jene Projekte, die in diesem Jahr grüne Zahlen schreiben.
MakerDAO (MKR)
Unangefochten an der Spitze der Krypto-Profitabilität steht die DeFi-App Maker. Laut Daten von Token Terminal verbucht Maker seit Jahresbeginn etwas mehr als 155 Millionen US-Dollar Gewinn – mehr als die Gesamteinnahmen der Solana Blockchain in derselben Periode. Man bedenke, dass Solana einer der aktivsten Handelsschauplätze dieses Bullruns ist.
Makers Geschäftsmodell positioniert das Projekt als Quasi-Bank Ethereums. Nutzer können Ether einzahlen, um im Gegenzug einen Kredit in DAI, dem nativen Stablecoin Makers, aufzunehmen. Die dafür gezahlten Zinsen dienen dem Protokoll als eine Einnahmequelle. Außerdem verdient Maker an Handelsgebühren und der Liquidierung einzelner Positionen. Kann das Projekt seine bisher starken Einnahmen aufrechterhalten, springt bis zum Jahresende womöglich ein Gewinn von knapp 500 Millionen US-Dollar heraus. Im MKR-Kurs scheinen diese Fundamentals noch nicht eingepreist. MKR ist immer noch mehr als 50 Prozent von seinem Allzeithoch entfernt.
Ethena (ENA)
Ethena ist der neue Stern am DeFi-Himmel. Ebenso kometenhaft der Aufstieg des Protokolls. Kein anderer Stablecoin erreichte eine Marktkapitalisierung von drei Milliarden US-Dollar schneller als USDe, der dezentrale synthetische Dollar Ethenas. Mit diesem können Anleger derzeit zwischen 20 und 40 Prozent Rendite auf der Plattform verdienen. Möglich macht es eine einzigartige “Delta-neutrale” Strategie, bei der Ethena Einzahlungen der Anleger nutzt, um an den Fundingraten von Short-Positionen auf diversen Krypto-Börsen zu verdienen.
Das brachte dem Projekt 83 Millionen US-Dollar seit Jahresanfang und den zweiten Platz in dieser Rangliste. Nicht schlecht, für eine dApp, die es erst seit Februar in dieser Form gibt. Ethena liebäugelt im weiteren Jahresverlauf daher sicherlich mit dem 1. Platz. Es gibt jedoch Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Nachhaltigkeit seiner Einnahmequelle. Nur allzu gut dürften sich Überlebende des letzten Bärenmarktes an den Fall Terra-Lunas erinnern. Das Stablecoin-Projekt versprach ebenfalls hohe Renditen über das Anchor-Protokoll. Und scheiterte auf dramatische Art und Weise.
Aerodome (AERO)
Wer an dieser Stelle mit der DEX Uniswap gerechnet hat, liegt falsch. Platzhirsch unter den dezentralen Krypto-Börsen ist nämlich Aerodome, zu Hause auf der Base-Layer-2 Ethereums. In diesem Jahr zählt Aerodome Gewinne in Höhe von 76 Millionen US-Dollar und steht damit knapp hinter Ethena. Allein zwischen März und Mai stieg der Total-Value-Locked des Protokolls um das Sechsfache.

Neben dem allgemeinen Erfolg von Coinbases Layer-2 ist vor allem ein Stichwort dabei entscheidend: Memecoins. Neben Solana war nämlich auch Base Schauplatz der Memecoin-Manie in diesem Jahr. Auf Aerodome können Trader BRETT und Co. mit viel Liquidität kaufen und verkaufen, worauf das Protokoll Gebühren erhebt. Je mehr Aktivität, desto besser für Aerodome. Auch nach Platzen der Memecoin-Blase könnte das Projekt weitere Gewinne verzeichnen. Schließlich gibt es in den zahlreihen Liquidity-Polls auf Aerodome hohe Renditen, darunter 26 Prozent für Stablecoins.
Lido Finance (LDO)
Wer an Ethereum-Staking denkt, denkt an Lido. Nicht ohne Grund ist dessen gestakter ETH-Token, stETH inzwischen fest in den Krypto-Top-10 verankert. Lido zählt ein TVL von 34 Milliarden US-Dollar – so viel wie kein anderes DeFi-Projekt im Space. Außerdem hält keine dApp soviel Ether wie Lido, was durchaus für Zentralisierungssorgen geführt hat.
In dieser Rangliste belegt Lido den vierten Platz mit etwas mehr als 50 Millionen US-Dollar Gewinn seit Anfang des Jahres. Das ist ein Zehntel der insgesamt erhobenen Gebühren auf der Plattform. Lidos Erfolg liegt am simplen und doch starken Geschäftsmodell. Nutzer zahlen ETH auf Lido ein und können so kinderleicht am Staking teilnehmen. Lido übernimmt das Technische und nimmt sich dafür zehn Prozent der generierten Staking-Rewards.
Pump.fun
Einen ähnlich furiosen Aufstieg wie Ethena erlebte Pump.fun, das Memecoin-Casino auf Solana. Und für Casinos gilt bekanntlich: Das Haus gewinnt immer. Das zeigt sich in den Zahlen der Plattform. Rund 42 Millionen US-Dollar Gewinn konnte Pump.fun von den zahlreichen Zockern ernten. Wie bei Aerodome steckt auch hier die Memecoin-Manie hinter den satten Gewinnen der Plattform. Dort können Nutzer selbst Token launchen und im Anschluss handeln. Mehr als eine Million Token sind so bereits auf Pump.fun gestartet. Auf jeden Trade und Token-Launch erhebt die Plattform eine Gebühr.
Die grünen Zahlen sind absoluter Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass die Plattform erst seit März in vollem Gange ist. Doch auch hier ist fraglich, wie nachhaltig das Geschäftsmodell ist. Anders als bei anderen DEXes und zentralisierten Krypto-Börsen können Nutzer auf Pump.fun ausschließlich kleinere Token handeln, von denen die meisten innerhalb weniger Minuten wieder auf null rauschen. Irgendwann vergeht den Spielern also möglicherweise der Spaß am Zocken. Ob die Gewinne der Plattform demnach auch im weiteren Jahresverlauf steigen, hängt ganz und gar vom Verlauf des breiteren Krypto-Bullenmarktes ab.