BSV-Jünger greifen Bitcoin an Kommt es zum Blocksize War 2.0?

Bei Bitcoin werden Transaktionen teuer und der Blockspace knapp. Wie BSV-Jünger Ordinal NFTs benutzen, um einen zweiten Blocksize War zu starten.

Dominic Döllel
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Beitragsbild: Shutterstock

| Darum hat sich die Bitcoin-Szene in 2017 gestritten: Blöcke

Wer dieser Tage auf Krypto-Twitter unterwegs ist, hat es bestimmt bemerkt: Unterstützer von Bitcoin Satoshi Vision (BSV) rasseln mit den Ketten, Bitcoiner wetzen die Klingen – ein zweiter Blocksize War braut sich zusammen. Durch die derzeitige Überlastung in der Blockchain sehen sich die sogenannten “Big Blocker” bestätigt. Ein BSV-Befürworter feiert sogar einen vermeintlichen Sieg und offenbart den Masterplan, um Bitcoin zu Fall zu bringen. Die Geheimwaffe: Ordinals Inscriptions.

Insgesamt stammen 98,9 Prozent aller Bitcoin-NFT-Transaktionen von BSV-Anhängern, heißt es auf Twitter. Diese stünden hinter folgenden Ordinals-Protokollen: Unisat, Ordinals Wallet und Ordswap. Wie Daten von Dune Analytics belegen, sind Transaktionen über Unisat seit Anfang Mai exponentiell gestiegen.

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Transaktionen über Unisat steigen rasant I Quelle: Dune

Mithilfe dieser Ordinal NFTs überschwemmen die BSV-Befürworter die Bitcoin Blockchain mit großen Datensätzen, heißt es weiter. Viele Bitcoiner werten das als klaren Angriff. Denn: Die Obergrenze pro Block liegt bei wenigen Megabyte. Durch die vielen NFTs und Inschriften ist das Netzwerk überlastet. Wie On-Chain-Daten belegen, befanden sich Anfang der Woche mehr als 420.000 unbestätigte Transaktionen im Mempool. Ein neuer Rekord, der sogar die Stoßzeiten der Bullenmärkte 2018 und 2021 um Längen übertrifft.

Bitcoin vs. BSV: Wann kommt der Blocksize War 2.0?

Für dieses vermeintliche Problem gibt es bereits eine Lösung: Bitcoin Cash (BCH). Um höher zu skalieren, erweiterte man die Blockgröße auf acht Megabyte. Dadurch sinken Gebühren und Transaktionen werden schneller bearbeitet. Ein großer Nachteil: Mit der erhöhten Blockgröße steigt die Datenlast, das Netzwerk wird zunehmend zentralisierter. Die damals hitzig geführte Debatte ist in Krypto-Kreisen heute als Blocksize War bekannt. Die Verlierer: Bitcoin Cash und das sich davon abgespaltete Bitcoin Satoshi Vision.

Jetzt kommt es zur Fortsetzung der Diskussion: Auf Krypto-Twitter rufen die Big Blocker erneut zum Kampf. Alteingesessene Bitcoiner verweisen hingegen auf den bereits gewonnen Krieg und das daraus entstanden Buch von Jonathan Bier. Die “Mutter der kleinen Hodler“, Lina Seiche, erklärt gegenüber BTC-ECHO:

Kleine Blöcke sind entscheidend dafür, Bitcoins Dezentralität zu bewahren. Ein Schlüsselbaustein Bitcoins ist die Fähigkeit jedes einzelnen Nutzers, alle Blöcke, die je geminet wurden, sowie alle Transaktionen, die je gesendet wurden, und damit die gesamte Bitcoinmenge unabhängig zu verifizieren. Das funktioniert über Nodes. Jede Node ist eine Kopie der Bitcoin-Blockchain, die du, ich oder jeder andere Mensch herunterladen kann. Dadurch, dass Nodes ständig ihre Kopien miteinander abgleichen, wird sichergestellt, dass niemand “heimlich” irgendetwas an der Blockchain ändern kann.

Lina Seiche, “Mutter der kleinen Hodler”

Derzeit ist die Blockchain 500 GB groß. Sollten die Blöcke allerdings größer werden, würde die Blockchain schneller wachsen und mehr Platz einnehmen. Dabei gilt: Je mehr Platz benötigt wird, desto teurer wird es für den Endnutzer, eine eigene Node zu betreiben. “An Beispielen wie BSV wird deutlich, dass dies zu Zentralisierung führt, da immer weniger Nodes existieren. Dies untergräbt den Zweck einer Kryptowährung, deren wichtigstes Feature ihre Dezentralität sein sollte”, kritisiert Seiche. Trotzdem: Die vermeintliche Datenattacke der BSV-Jünger scheint zu wirken. Die makellose Fassade von Bitcoin hat kleine Risse.

Zu teuer: Ist Bitcoin als Zahlungsmittel gescheitert?

Denn: Bitcoin will die Banken und die hohen Servicekosten ablösen. Die Ironie: Seit Anfang Mai sind die Transaktionskosten im Netzwerk exponentiell gestiegen. Laut Daten von ycharts kostet eine Überweisung auf dem Mainnet durchschnittlich 20 US-Dollar. Keine wirklich innovative Alternative. Wie dramatisch die Auswirkungen sind, zeigt ein Praxisbeispiel in El Salvador, wo BTC das offizielle Zahlungsmittel des Landes stellt.

Ein Bürger, der sich 100 US-Dollar in BTC ausgezahlt hat, musste rund 20 Prozent Gebühren abführen. In der westlichen Welt mögen 20 US-Dollar nicht viel sein. Menschen aus Schwellen- und Entwicklungsländern besitzen allerdings “nicht das Privileg, diese hohen Gebühren zu zahlen”, wie Anita Posch erklärt. Sie treibt die Bitcoin-Adoption in Afrika voran. Zu Recht fragt sie: “Kann mir jemand erklären, wie ich die Leute mit diesen Gebühren einbinden [zu Bitcoin bringen] kann?”

Kommt die Hyperbitcoinization schon früher?

Zweifelsohne steht Bitcoin vor einer großen Herausforderung. Bleiben die Gebühren weiterhin auf hohem Niveau, gerät Orange Coin zunehmend in die Kritik der Konkurrenz. Ob daraus ein neuer Blocksize War entsteht, bleibt abzuwarten. Viele Node-Besitzer positionieren sich allerdings schon jetzt aufseiten der kleinen Blöcke. Der Krieg dürfte also schnell gewonnen sein.

Mehr noch: Um die vermeintlichen Datenattacken konstant zu halten, müssen die Angreifer viel Geld in die Hand nehmen. Dieses Geld kommt zwangsläufig der Mining-Industrie zugute. Ein glücklicher Miner hat dadurch sogar mehr Bitcoin durch Transaktionskosten eingenommen, als durch den eigentlichen Block Reward. Ein Szenario, das Bitcoin in der Hyperbitcoinization anstrebt.

Dabei hat Bitcoin noch einen Trumpf im Ärmel: Lightning. Als Antwort auf den Blocksize War entstanden, hilft das Layer-2-Netzwerk bei der Skalierung. Auch Binance hat das jüngst bemerkt. Dem mutmaßlichen Angriff der BSV-Jünger steht Bitcoin also mehr als gewappnet entgegen. Ohnehin heißt es doch: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker.

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