Wirft man einen Blick auf die “Heatmap” des Datenaggregators Coin360, zeichnet sich im Wochenvergleich ein düsteres Bild: Nahezu alle Coins verbuchten in der vergangenen Woche zweistellige Kursverluste.

Bedenkt man den Parforceritt, mit dem der Krypto-Markt im Februar eine Marktkapitalisierung von 1,5 Billionen US-Dollar erreicht hatte – in den ersten beiden Februarwochen wuchs sie um 500 Milliarden US-Dollar – kommen die aktuellen Gewinnmitnahmen wenig überraschend. Die Frage lautet nun: Ist der Bitcoin-Bullenmarkt vorbei?
Bitcoin-Kurs: Gier weicht Angst
Die Sorgen der Bitcoin-Investoren vor dem Eintritt in einen Bärenmarkt schlägt sich im Fear & Greed Index von alternative.me nieder. Dieser Sentiment-Indikator versucht die Anlegerstimmung in Zahlen zu gießen. In die Berechnung fließen unter anderem die Größe der Kursschwankungen, das Handelsvolumen, die Twitter-Aktivität zu diversen Coins und die Entwicklung von Krypto-Suchbegriffen bei Google Trends ein. Heraus kommt ein Wert, der die Anlegerstimmung zwischen “extremer Angst” (Wert: 0) und “extremer Gier” (Wert: 100) einzufangen versucht. Tendenziell gilt: Auf Zeiten “Extremer Gier” folgt häufig eine Marktkorrektur. Genau eine solche durchlaufen Bitcoin und Co. aktuell.
Während vor einer Woche noch die “extreme Gier” den Krypto-Markt kennzeichnete, sind Anleger nach dem jüngsten Abverkauf wieder vorsichtiger geworden.

Dabei handelt es sich nicht um die ersten größeren Gewinnmitnahmen in diesem Jahr, die Anleger verunsichern. Einen ähnlich starken Stimmungsumschwung verzeichnete der Fear & Greed Index bereits im Januar.

Die Bitcoin-Bullen drohte sich an der Marke von 40.000 US-Dollar die Hörner abzustumpfen, die Anlegerstimmung rutschte schlagartig vom gierigen in den ängstlichen Bereich.
Kaufen die Bullen den Bitcoin Dip?
Freilich kann der Fear & Greed Index nur bedingt Auskunft darüber liefern, ob die Bären bereits das Ruder übernommen haben. Eine weitere, etwas greifbarere Metrik für die Einordnung des Krypto-Markts liefert der SOPR (Spent Output Profit Ratio). Dieser misst den Kursunterschied von Bitcoin-Einheiten (Outputs) zwischen den Zeitpunkten, an denen sie das letzte Mal bewegt wurden. Ein Bärenmarkt zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass beim Verkauf auch Verluste hingenommen werden. Der SOPR liegt in diesem Fall dauerhaft unter 1.
Gleichzeitig bedeutet ein Wert von über 1, dass Coins mit “Gewinn” bewegt wurden. Ein typisches Zeichen für einen Bullenmarkt ist es, wenn der SOPR nicht lange unter 1 bleibt – die Bullen “kaufen den Dip” beim Bitcoin-Kurs, weil sie langfristig eine positive Kursentwicklung sehen.

Die Daten des Analyse-Hauses Glassnode zeigen, dass der SOPR im Zuge des Corona-Crashs im März 2020 schlagartig in den Keller rutschte. Während der allgemeinen Anlegerpanik wurden auch Verlsuste in Kauf genommen. Erst in der zweiten Jahreshälfte stabilisierte sich der SOPR wieder im profitablen Bereich.
Mit dem jüngsten Sturz beim Bitcoin-Kuzrs unter die Marke von 50.000 US-Dollar fiel auch der SOPR für Bitcoin unter 1 – zum ersten Mal seit knapp sechs Monaten. Von einem massenhaften Abverkauf jedoch nicht die Rede sein: Der Ausflug in den negativen Bereich hielt nur einen Tag vor.
Big Picture: Die Zeichen stehen auf Wachstum
Angesichts der jüngsten Entwicklungen um die Bitcoin-Akzeptanz – allen voran die milliardenschweren Investitionen von Tech-Unternehmen wie MicroStrategy, Tesla und Square – haben die Bullen nach wie vor allen Grund, mit den Hufe zu scharren. Der Bitcoin-Kurs bewegt sich noch immer im Korridor, den die Stock-to-Flow-Analyse modelliert.

Nach dem Stock-to-Flow-Modell, das einen bullishen Zusammenhang zwischen Bitcoin Halvings und der Entwicklung des Bitcoin-Kurses herstellt, müsste BTC noch in diesem Jahr die Marke von 100.000 US-Dollar sprengen. Bislang hat sich S2F als ein brauchbarer Ansatz für die Modellierung des Bitcoin-Kurses erwiesen – ganz unumstritten ist das Modell jedoch nicht.