"Auch halbierter Mist bleibt Mist" Bitcoin Halving: Vorsicht vor tendenziöser Berichterstattung

Das Bitcoin Halving war auch ein Medienereignis, die Berichterstattung ausführlich. Leider wurde das Event von manchem Autor auch zur Diskreditierung der Krypto-Industrie missbraucht. Ein Kommentar.

Sven Wagenknecht
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Anti Bitcoin

Beitragsbild: Shutterstock, BTC-ECHO

| Für einige Menschen besteht eine politische Motivation, gegen Bitcoin zu sein

Das Bitcoin Halving wurde von fast allen Medien zum Anlass genommen, um über die Kryptowährung zu berichten. Dabei muss man mit anerkennen, dass sich das Wissen um Bitcoin nicht gleichbedeutend mit dem Kurs weiterentwickelt hat. Während manches Medium aus Versehen Sachinhalte vertauscht – z.B. hat die NZZ geschrieben, dass sich die Menge an BTC mit dem Halving verdoppelt – sieht es bei anderen Medienhäusern deutlich problematischer aus. So geschehen mit einem Artikel auf Zeit Online.

“Auch halbierter Mist bleibt Mist”

So erschien in Zeit Online der Artikel “Auch halbierter Mist bleibt Mist” vom Autor Nathanael Häfner. Das erklärte Ziel dieses Artikels wird schnell klar: Diejenigen zu diskreditieren, die Bitcoin befürworten. Direkt im ersten Satz spricht der Autor von “Bitcoin-Jünger”, um den Leser darauf einzustimmen, dass es sich nicht um vernünftige Menschen handelt, die BTC gut finden.

Stattdessen bedient man sich einer Sektenterminologie, um Bitcoin-Anlegern jegliche Rationalität abzusprechen. Um dies zu untermauern, spielt Häfner auf “rechten Cyberlibertarismus” an, der stark mit BTC verbunden sei. Es findet also eine indirekte Warnung an den Leser statt, dass dieser braunes Gedankengut unterstützt, wenn er in Bitcoin investiert.

Den ideologisch motivierten Feldzug gegen Bitcoin tarnt der Autor dabei geschickt, indem er zwischendurch immer wieder technisch erklärt, was bei dem Halving passiert. Der Artikel schwankt zwischen Wikipedia-Eintrag und Bitcoin-Hetze.

“Der Bitcoin ist gefährlich”

Für den Autor steht fest: “Der Bitcoin ist gefährlich”. Seine Aussage will er dabei mit zwei Argumenten belegen. Erstens schwankt der BTC stark, was ihn als Währung ungeeignet macht, zumal Anleger BTC nur kaufen würden, um Gewinne zu machen, befindet Nathanael.

Diese triviale Aussage lässt sich allerdings auch auf andere Assetklassen wie Aktien, Anleihen und insbesondere Gold beziehen. Man fragt sich, warum private Haushalte, Notenbanken und Unternehmen in Gold investieren, wenn nicht zum Erhalt der Kaufkraft und zur Spekulation auf steigende Kurse. Gleiches gilt für das digitale Gold, das faktisch das erfolgreichste Asset aller Zeiten ist. Ganz gleich, ob US-Dollar, Gold oder S&P500: jedes Asset beziehungsweise jede Anlageklasse hat bis dato um 99,9 Prozent gegenüber Bitcoin abgewertet.

Diesen Umstand scheint der Häfner nicht zu kennen oder bewusst zu verschweigen. Stattdessen zitiert er eine veraltete Studie der BIS: “Drei Viertel aller Bitcoin-Käufer sind laut einer Studie (PDF) der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr zu teuer eingestiegen und haben ihre Bitcoin mit Verlusten verkauft.” Wer sich ein wenig auskennt und sich nicht auf die Zahlenwerte von Februar 2023 beruft, wie es der Autor getan hat, der weiß, dass aktuell über 93 Prozent aller Investoren mit ihrem BTC-Investment im Plus sind.

Äpfel mit Birnen vertauschen

Doch nicht nur die Volatilität von Bitcoin ist für Häfner gefährlich, sondern auch, dass man seine Bitcoin auf Handelsplattformen wie FTX verlieren kann. Auch hier vertauscht der Autor anscheinend absichtlich die Zusammenhänge. So suggeriert seine Aussage, dass Bitcoin praktisch gleichbedeutend mit Krypto-Börsen wie FTX ist.

Wie groß dieser Nonsens ist, wird deutlich, wenn man die aufgeführte Kausalität auf andere Anlageklassen überträgt. Sind Aktien gefährlich, weil es Wertpapierbörsen gibt, die sich etwas zuschulden haben kommen lassen? Ist der Euro oder US-Dollar gefährlich, weil eine Silicon Valley Bank pleitegegangen ist? Warum BTC, wie von Häfner behauptet, gefährlich sein soll, wird an keiner Stelle im Artikel wirklich erklärt, doch darum scheint es ihm nicht zu gehen.

Mit dem digitalen Euro gegen Staatsfeinde

Gegen Ende des Artikels versucht sich der Autor mit der eindrücklichen Warnung: “Der Bitcoin verspricht genau das und verbindet damit diejenigen, die den Staat ablehnen.” Mit “genau das” meint Häfner den Cocktail aus Superreichen, rechten Cyberlibertären und Anhängern von Privatstädten, die sich alle in Bitcoin wiederfinden sollen.

Eine Lösung zum “Bitcoin-Casino”, wie der Autor befindet, gibt es auch schon: “Stattdessen sollte man Banken sicherer machen, ihr Eigenkapital erhöhen und Kryptowährungen stärker regulieren. Auch ein digitaler Euro oder Dollar könnte helfen, damit sich Menschen unabhängiger von Banken machen können.” Dieser Abschlusssatz zeigt die eigentliche Intention des Autors: Kapitalismuskritik.

Kapitalismuskritik statt Bitcoin

Wie in der Vergangenheit bereits berichtet, werden BTC-kritische Artikel oftmals von Personen geschrieben, die freie Märkte ablehnen und sich eher in einem staatszentrierten oder planwirtschaftlichen Wirtschaftsprimat wiederfinden. Dies würde auch erklären, warum Häfner gegenüber der dezentralen Giralgeldschöpfung Zentralbankengeld bevorzugt. Bitcoin ist für Häfner und seine Geistesbrüder nur der Watschenmann.

Man kann daher nur hoffen, dass sich die Redaktionen der zahlreichen Medienhäuser diesem Umstand bewusst werden. Autoren, die Redaktionen Bitcoin-kritische Artikel anbieten, verfolgen damit oftmals eine ganz eigene wirtschaftspolitische Agenda, die sich zwischen Technologie- und Kapitalismusfeindlichkeit einordnen lässt. Angesichts der neuen BTC-Akzeptanz an der Wall Street durch BlackRock, Fidelity und Co. ist davon auszugehen, dass derartige Anti-Bitcoin-Artikel eher zu- als abnehmen werden.

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