Noch Ende Mai wirkte es so, als hätten die Bitcoin-Bullen einen Boden im Bereich der 25.800 US-Dollar ausbilden können. Die negativen News rund um die Börsen Binance und Coinbase scheinen diese Hoffnungen der Käuferseite jedoch kurzfristig zerschlagen zu haben. Ob der Hiobsbotschaften ist die bullishe Kursreaktion der Krypto-Leitwährung in den letzten Tagen jedoch nicht gänzlich überraschend. Gemäß Warren Buffetts Mantra, “Kauf dann, wenn die Straßen mit Blut getränkt sind”, stemmte sich der Bitcoin-Kurs nach erfolgreichem Retest des alten Ausbruchsniveaus von Mitte März vorerst gegen einen Abverkauf. Das Make-or-Break Level hat kurzfristig gehalten. Zwar bewegt sich der BTC-Kurs unverändert in einem Abwärtstrendkanal, die sich ausbildende “Falling Wedge”-Chartformation könnte den Pessimisten jedoch einen Strich durch die Rechnung machen. In den letzten Tagen generierte Bitcoin nicht nur höhere Tiefs und nutzte die Chartmarke von 26.300 US-Dollar mehrfach als Trampolin gen Norden, sondern könnte sogar zeitnah erneut am Resist-Bollwerk zwischen 27.238 US-Dollar und 27.560 US-Dollar anklopfen. Ein Ausbruch über diesen Widerstandsbereich dürfte viele bearish gestimmte Anleger auf dem falschen Fuß erwischen und für Short-Eindeckungen sorgen.
Ein dynamischer Ausbruch samt Flummi-Effekt gen Norden könnte die Folge sein. Unterstützt wird dieses Szenario durch bullishe Divergenzen im 4-Stunden und Tageschart. Paradoxerweise könnte die Einstufung vieler Altcoins als unregistrierten Wertpapieren durch die Securities and Exchange Commission (SEC) dem Bitcoin-Kurs in die Karten spielen. Anleger flüchteten zuletzt aus diesen alternativen Kryptowährungen. Teils zurück in Stablecoins wie US-Tether, teilweise aber auch zurück in den sicheren Hafen Bitcoin. Zwar hat sich die Gesamtmenge an Stablecoins auf zentralen Exchanges auf ein Mehrjahrestief reduziert, der Umstand, dass sich der Anteil an USDT auf sogenannten Wal-Wallets laut dem Analysehaus Santiment jedoch auf einem Allzeithoch bewegt, zeugt von viel trockenem Pulver, welches von der Seitenlinie jederzeit zurück in den Markt gespült werden könnte. Trotz dieser Indizien darf ein bearishes Szenario nicht gänzlich ausgeklammert werden. Sollte Bitcoin in den kommenden Wochen unter hohem Volumen nachhaltig durch die 25.000 US-Dollar gen Süden abtauchen und damit auch den exponentiellen gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Tage (EMA200) (blau) aufgeben, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer nochmaligen Korrekturausweitung bis an die Unterkante des Abwärtstrendkanals bei rund 24.000 US-Dollar. Bitcoin steht, wie in der Überschrift angesprochen, sprichwörtlich auf Messers Schneide.

Bitcoin: Bullishe Kursziele für die kommenden Handelswochen
Bullishe Kursziele: 26.832 USD, 27.238/27.560 USD, 28.063 USD, 28.473/28.596 USD, 28.872/29.054 US-Dollar, 29.847/30.060 USD, 30.404/30.615 USD, 31.049 USD, 31.755 USD, 32.403/32.938 USD
Zwar hatte die Käuferseite zu Wochenbeginn kurzfristig das Nachsehen und musste die Bären gewähren lassen, im letzten Moment waren die Bullen im Bereich des Schlüssel-Supports um 25.300 aber vorerst zur Stelle. Gerade dieser Kursrücksetzer könnte dem Markt jedoch gutgetan haben, sorgte es doch dafür, dass der deutliche Überhang an gehebelten Long-Wetten auf Bitcoin aus dem Markt gefegt wurde. Solange Bitcoin per Tagesschluss nicht unter die Marke von 24.000 US-Dollar zurückfällt, ist eine Kurserholung in den kommenden Wochen weiterhin nicht ausgeschlossen. Das Chance-Risiko-Verhältnis für den Kauf von Bitcoin ist rein charttechnisch gesehen so gut wie seit dem Kursausbruch Mitte März nicht mehr.
Für eine bullishe Kurserholung muss sich Bitcoin zunächst per Tagesschluss oberhalb der 26.832 US-Dollar etablieren. Schafft Bitcoin eine Stabilisierung über diese Marke, dürfte die Käuferseite den eingangs angesprochenen Ausbruch über die grüne Abwärtstrendlinie um 27.500 US-Dollar und damit auch eine Rückeroberung des EMA50 (orange) planen. Kommt es zu keinem erneuten Abverkauf und der Trend setzt sich fort, geht der Blick in Richtung 28.063 US-Dollar. Diese Widerstandsmarke konnte Bitcoin zuletzt Ende Mai nicht überwinden.
Sollte dieser Bereich sodann ohne nachhaltigen Fehlausbruch ebenfalls überwunden werden, weitet sich die Erholung bis in die rote Resistzone um das letzte Verlaufshoch bei 28.473 US-Dollar aus. Knapp oberhalb bei 28.596 wartet zudem der Supertrend im Tageschart. Wird dieser Bereich pulverisiert, rückt das Golden Pocket der Bewegung ausgehend vom Jahreshoch zwischen 28.872 US-Dollar und 29.054 US-Dollar in den Fokus. Hier besteht für die Verkäuferseite kurzfristig die letzte Möglichkeit einer Kursumkehr.
Ein Durchbruch dürfte den Bitcoin-Kurs sodann bis in die blaue Widerstandszone zwischen 29.847 US-Dollar und 30.060 US-Dollar ansteigen lassen. Hier scheiterte der BTC-Kurs in den letzten Monaten mehrfach. Ob die Käuferseite die Kraft hat, diesen Bereich zu sprengen, muss sich sodann zeigen. Sollte genug Kaufdruck aufgebaut werden können, dürfte Bitcoin das Jahreshoch bei 31.061 US-Dollar anlaufen und hätte damit alle Pessimisten überrascht. Das maximale Kursziel für die kommende Zeit findet sich unverändert zwischen 32.403 US-Dollar und 32.938 US-Dollar.
Bitcoin: Bearishe Bitcoin-Kursziele für die kommenden Handelswochen
Bearishe Kursziele: 26.121/25.734 USD, 25.351/25.000 USD, 24.389/23.919 USD, 22.814/22.519 USD, 21977 USD
Das Muss-Ziel zwischen 25.304 US-Dollar und 25.000 US-Dollar hat Bitcoin zwar um wenige Dollar verfehlt, es kann dennoch als abgearbeitet angesehen werden. Solange die Bären den BTC-Kurs nicht zurück unter die lila Supportzone abverkaufen, überwiegt kurzfristig die Chance für eine Kurserholung. Erst ein Rückfall unter 25.734 US-Dollar würde das Monatstief wieder in den Fokus rücken. Sollte Bitcoin in den kommenden Tagen nicht auf der Oberseite ausbrechen und in der Folge erneut schwächeln, gilt es einen erneuten Sell-Off in Richtung Kreuzsupport aus EMA200 und Wochentiefstkurs im Blick zu haben.
Ob diese Zone ein zweites Mal halten wird, ist schwer zu prognostizieren. Zumindest ein kurzfristiger Spike unter diesen wichtigen Bereich bis in die rote Supportzone zwischen 24.389 US-Dollar und 23.919 US-Dollar darf dann nicht mehr ausgeschlossen werden. Grund dafür dürfte der Wunsch der Market-Maker sein, die Stop-Loss Orders der mutigen Käufer im Bereich der 25.350 auszulösen und so Liquidität aufzusaugen. Eine gleichzeitige Schwäche in den US-Aktienindizes, welche bisher aber nicht ersichtlich ist, würde die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario zusätzlich erhöhen. Zudem wäre ein parallel steigender US-Dollarindex ein weiteres Warnsignal.
Findet Bitcoin hier keinen Halt und bricht sodann auch aus dem Trendkanal gen Süden aus, würde sich das bullishe Chartbild kurzfristig eintrüben. Ein dynamischer Abverkauf unter die 23.919 US-Dollar dürfte die bearishe Trendbewegung bis in die Zone zwischen 22.814 US-Dollar und 22.519 US-Dollar führen. In Anbetracht der Unsicherheit rund um die SEC-Klage wäre kann auch ein Rückfall bis 21.977 US-Dollar zunehmend vorstellbar.
Der Blick auf die Indikatoren
Der RSI wie auch der MACD tendieren im 4-Stundenchart aktuell neutral. Der RSI bewegt sich zwischen 45 und 55 und der MACD hat ein leichtes Kaufsignal unterhalb der 0-Linie aktiviert. Auf Tagessicht hat sich der RSI zwar ebenfalls wieder in die neutrale Zone vorgearbeitet, ein erneuter Kursrückgang würde hier aber ein frisches Verkaufssignal genieren. Zudem weist der MACD weiterhin ein Short-Signal auf.
Im Wochenchart ist der RSI-Indikator nun ebenfalls von oben zurück in den neutralen Bereich abgetaucht. Zudem steht der MACD kurz davor, ein frisches Verkaufsignal auszubilden. Übergeordnet haben beide Indikatoren somit noch deutlich Platz gen Süden, sollte sich das bearishe Kursszenario bewahrheiten. Nicht nur der Chart, sondern auch die Indikatoren stehen damit spitz auf Knopf.
Disclaimer: Die auf dieser Seite dargestellten Kursschätzungen stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind lediglich eine Einschätzung des Analysten.
Die Chartbilder wurden mithilfe von TradingView erstellt.
USD/EUR-Kurs zum Redaktionsschluss: 0,93 Euro.