Rempeleien auf den Shoppingmeilen, darüber der süße Duft von Glühwein und Erbrochenem, Lichterkettenwettrüsten und Ohrenbluten von zu viel Wham. Irgendwas sagt einem: das Fest der Liebe steht vor der Tür. Wer noch auf der Suche nach einem Last-Minute-Geschenk ist, Oma eine besondere Überraschung machen oder einfach nur Geld verpulvern will: Am 22. Dezember startet der Verkauf der NFT-Kollektion von Megadeth. Wenn Santa Claus sich da nur nicht den Kopf im Kamin vor lauter Headbangen wundschlägt.
Süßer die Token nie klingen
Über den Verkaufspreis verlor Sänger Dave Mustaine kein Wort. Versprach aber eine Thrash-Party sondergleichen: “this is gonna be one Hell of a Metal-Adventure”. Inklusive Zugang zu einem Metal- äh Metaverse, versteht sich. Ideal für alle, die dieses Jahr keine Lust darauf haben, die Falten aus dem übriggebliebenem Geschenkpapier zu bügeln.
Vom eingefrorenem Gesichtsausdruck darf man sich nicht täuschen lassen. Er freue sich, “an der Zukunft von Web3 mitzuwirken”, antwortete der ehemalige Metallica-Gitarrist auf die Glückwünsche des Sängers der Metalkitsch-Band Avenged Sevenfold, “M. Shadows”. Der streunert mit seiner Kapelle schon länger im Web3 herum. Wer weiß, vielleicht rocken die zwei mal zusammen die leeren Metaversehallen. Oder es bleibt wie so häufig: bei einem Marketinggag.
Bitcoin unterm Tannenbaum
Bitcoiner haben es dagegen einfach. Die beschenken sich einfach selber. Mit – Trommelwirbel: Bitcoin. Wer sich jetzt noch eindeckt, dürfte “so innerhalb eines Jahres oder zwei” nicht schlecht staunen. Dann nämlich soll der Kurs bei sage und schreibe 700.000 US-Dollar liegen. Verspricht zumindest Bitcoin-Urgestein Adam Back. Der prophezeit ein Flippening – Bitcoin stoße Gold vom Thron, “früher oder später”.
Glaubt man Adam Backs Prognose, lässt sich das gar nicht mehr aufhalten. Schon heute würden “einige Leute Gold verkaufen, um Bitcoin zu kaufen”. Diese “Kapitalflucht von physischem zu digitalem Gold”, führt Back in einem weiteren Tweet aus, ziehe zwangsläufig den “Goldpreis nach unten”. Selbst Schuld, wer dann die goldene Rolex-Uhr noch nicht beim Pfandleiher abgegeben hat. Und was erst, wenn die gelangweilten Rich Kids der Gen-X bis Z die angesparten Goldreserven ihrer Eltern in Krypto stecken? Läppische 700.000 Dollar? Wir wollen mehr!
Leise rieselt das Geld
Wohl keiner dürfte sich darüber mehr freuen, als Bitcoin-Playboy Michael Saylor. Der Geschäfts- und Lebemann mit der Quietschstimme hat mit seinem Unternehmen Microstrategy 174.530 digitale Goldbarren auf der hohen Kante liegen. Träfe Backs Vorhersage ein, wären das umgerechnet – nun ja: immer noch so viele Bitcoin. Eingefleischte Bitcoiner rechnen schließlich so. Würde er bei diesem verführerischen Wechselkurs dennoch schwach werden, winken 122 Milliarden Dollar.
Saylor, der auch Karriere als Glückskeksautor hätte machen können, war aber nicht immer so von der Kryptowährung überzeugt, wie es sein mit geistreichen Kalendersprüchen übersätes Twitter-Profil heute Glauben macht. Noch vor zehn Jahren gab der Bitcoinstier – sinngemäß – andere Töne von sich. “In Ermangelung eines glaubwürdigen Sponsors besteht die Gefahr, dass Bitcoin wegreguliert wird”, begründete Saylor, warum der Kurs nicht auf 1.000 Dollar steigen würde.
Woher der Sinneswandel? Man weiß es nicht. Irgendwann ist Saylor kopfüber im Rabbit Hole steckengeblieben. Heute mimt er den damals vermissten Sponsor. Naja, jeder macht mal Fehler. Hauptsache man lernt draus – nichts zu danken, Herr Saylor. Diese Motivationsphrase gibt es umsonst. Noch scheinen die ihm aber nicht auszugehen. “Alle sind gegen Bitcoin, bevor sie für Bitcoin sind”, lautet eine der aktuelleren auf seinem Twitter-Profil. Wie passend.