Exit Scam
Ein Exit Scam bezeichnet eine Betrugsmasche, bei der die Betreiber eines Projekts nach dem Einsammeln von Geldern plötzlich verschwinden – meist ohne jegliche Gegenleistung. Besonders häufig tritt diese Form des Betrugs im Krypto-Umfeld auf.
Ein Exit Scam bezeichnet eine Betrugsmasche, bei der die Betreiber eines Projekts nach dem Einsammeln von Geldern plötzlich verschwinden – meist ohne jegliche Gegenleistung. Besonders häufig tritt diese Form des Betrugs im Krypto-Umfeld auf.
Definition: Was ist ein Exit Scam?
Ein Exit Scam ist eine Form des Betrugs, bei der ein Projekt oder Unternehmen oder eine Plattform nach dem Einsammeln von Kapital eingestellt wird – ohne die versprochene Gegenleistung zu erbringen.
Der Krypto-Markt gilt als besonders anfällig für solche Scams. Viele Projekte agieren international, oft ohne klare rechtliche Zuständigkeit. Gleichzeitig ist die technische Grundlage für Außenstehende schwer nachvollziehbar. In vielen Fällen fehlen verbindliche Regulatoren und Kontrollen. Das erleichtert es Tätern, Kapital einzusammeln und sich anschließend zurückzuziehen.
Hinzu kommt: Zahlungen mit Kryptowährungen sind schwer nachverfolgbar und in der Regel unumkehrbar. Für Investoren wird es dadurch besonders schwierig, ihre Vermögenswerte zurückzufordern oder rechtliche Schritte einzuleiten.
Im Artikel erklären wir dir, welche Risiken bestehen, welche Merkmale auf einen Exit Scam deuten und wie du dich vor Exit Scams schützen kannst. Außerdem stellen wir einige der bekanntesten Exit Scams aus der Krypto-Szene vor.
Das Wichtigste zu Exit-Scams in Kürze
- Exit Scams sind Betrugsmaschen, bei denen Projekte nach dem Einsammeln von Kapital ohne Gegenleistung eingestellt werden und die Täter verschwinden
- Die Anonymität, fehlende Regulierung und globale Struktur machen den Kryptomarkt besonders anfällig für diese Art von Scam
- Bekannte Fälle wie Bitconnect haben gezeigt, wie schnell Investoren durch scheinbar seriöse Projekte hohe Verluste erleiden können
- Wer Opfer eines Exit Scams wird, hat unter Umständen Anspruch auf Schadensersatz, sollte aber schnell handeln und rechtlichen Beistand suchen
Wie funktionieren Exit Scams?
Zu den typischen Phasen eines Exit Scams gehören:
- Aufbauen von Vertrauen
- Vermarktung und Kapitalaufnahme
- Stillstand oder abrupter Abbruch
- Verschwinden der Betrüger
Schritt 1: Aufbau von Vertrauen
Die Betreiber starten mit einem überzeugend gestalteten Projekt. Dazu gehören professionelle Webseiten, Whitepaper, Roadmaps und oft auch erfundene Teams oder gefälschte Partnerschaften. Ziel ist es, möglichst seriös zu wirken und Vertrauen bei potenziellen Anlegern aufzubauen.
Schritt 2: Vermarktung und Kapitalaufnahme
In dieser Phase wird aktiv für das Projekt geworben – häufig über soziale Medien, Influencer oder Community-Kanäle. Es werden hohe Renditen, exklusive Investitionsangebote oder begrenzte Zeiträume suggeriert, um den Druck zur Teilnahme zu erhöhen. Der Fokus liegt auf dem Einsammeln möglichst vieler Zahlungen.
Schritt 3: Stillstand oder abrupter Abbruch
Sobald genug Kapital eingesammelt wurde, beginnt das Projekt zu stagnieren oder verschwindet abrupt. Kommunikationskanäle werden gelöscht, der Zugang zu Plattformen oder Wallets wird gesperrt, und es erfolgen keine Updates mehr.
Schritt 4: Verschwinden der Betrüger
Die Täter ziehen sich vollständig zurück, oft anonym und unter Nutzung verschleierter Transaktionswege. Die betroffenen Investoren bleiben ohne Gegenleistung zurück und haben kaum Möglichkeiten, ihre Vermögenswerte zurückzuerlangen oder die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Bekannte Exit Scams aus der Krypto-Welt
Exit Scams sind kein theoretisches Risiko, sondern haben bereits mehrfach zu massiven Verlusten im Krypto-Markt geführt. Im Folgenden stellen wir drei prominente Beispiele vor, die auf unterschiedliche Weise für Aufmerksamkeit gesorgt haben – und zeigen, wie hoch der verursachte Schaden ausfiel.
Der BitConnect Exit Scam
Hauptfigur | Satish Kumbhani |
Zeitraum | 2016–2018 |
Verursachter Schaden | mehr als 2,4 Milliarden US-Dollar |
Versprochener Usecase | Automatisiertes Trading mit hoher täglicher Rendite |
Warnsignale | unrealistische Renditeversprechen fehlende Transparenz beim Algorithmus aggressives Affiliate-Marketing |
BitConnect versprach mithilfe eines geheimen Trading-Bots hohe tägliche Gewinne. Anleger konnten ihre Kryptowährung in das Lending-Programm einbringen und erhielten angeblich passives Einkommen. Tatsächlich wurde das System durch neue Einzahlungen finanziert – ein klassisches Schneeballsystem. Im Januar 2018 brach das System zusammen. Die Verantwortlichen verschwanden, der Token verlor fast seinen gesamten Wert.
Im Jahr 2025 konnten indische Behörden Satish Kumbhani aufspüren. Dabei wurden Vermögenswerte von rund 190 Millionen US-Dollar beschlagnahmt.
Der OneCoin Exit Scam
Hauptfigur | Ruja Ignatova („Crypto Queen“) |
Zeitraum | 2014–2017 (Rückzug der Gründerin), System lief teils bis 2019 |
Verursachter Schaden | bis zu 4,4 Milliarden US-Dollar |
Versprochener Usecase | Beteiligung an einer innovativen Kryptowährung |
Warnsignale | keine öffentlich einsehbare Blockchain Vertriebsstruktur über Schulungsseminare undurchsichtige Whitepaper |
OneCoin setzte auf ein globales Netzwerk aus Vermittlern, Schulungen und Präsentationen. Technische Einblicke in die angebliche Blockchain gab es nicht. Spätestens mit dem Verschwinden der Gründerin wurden Zweifel laut – zu diesem Zeitpunkt war der Großteil des Geldes jedoch bereits eingesammelt.
Ruja Ignatova ist seit 2022 auf der Liste der meistgesuchten Personen des FBI. Auf ihre Ergreifung ist eine Belohnung von 5 Millionen US-Dollar ausgesetzt. Der Mitbegründer Sebastian Greenwood wurde 2023 zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Der Squid Game Token Exit Scam
Hauptfigur | unbekannt |
Zeitraum | Oktober–November 2021 |
Verursachter Schaden | ca. 3,3 Millionen US-Dollar |
Versprochener Usecase | Zugang zu einem Spiel basierend auf der Netflix-Serie |
Warnsignale | keine Möglichkeit zum Verkauf des Tokens fehlendes Whitepaper keine Verbindung zur Netflix-Marke |
Im Herbst 2021 sorgte der Squid Game Token für Schlagzeilen. Das Projekt war von der gleichnamigen Netflix-Serie inspiriert. Der Token-Kurs stieg innerhalb kürzester Zeit rasant an – bevor die Entwickler plötzlich alle Mittel abzogen. Die Webseite verschwand und Transaktionen wurden gesperrt. Innerhalb weniger Minuten verloren Anleger insgesamt rund 3,3 Millionen US-Dollar.
Merkmale: Wie man einen Exit Scam erkennt?
Exit Scams lassen sich nicht immer sofort erkennen – vor allem, wenn sie professionell aufgezogen sind. Es gibt jedoch typische Warnzeichen, die auf eine mögliche Betrugsmasche hinweisen können. Wer solche Merkmale kennt und im Vorfeld kritisch hinterfragt, kann das Risiko eines finanziellen Schadens deutlich reduzieren.
- Unrealistische Renditeversprechen: Wenn ein Projekt feste oder besonders hohe Gewinne garantiert – vor allem wenn diese unabhängig von der Marktlage versprochen werden –, ist Skepsis angebracht. Seriöse Investitionen können Schwankungen in der Regel nicht ausschließen.
- Anonyme oder schwer überprüfbare Betreiber: Fehlen Angaben zu den Verantwortlichen oder bestehen Zweifel an ihrer Identität, sollte man besonders vorsichtig sein. Ein Projekt ohne nachvollziehbares Team ist potenziell riskant.
- Keine oder intransparente technische Grundlagen: Fehlende Whitepaper, nicht nachvollziehbare Geschäftsmodelle oder eine nicht einsehbare Blockchain sind typische Warnsignale.
- Beschränkte Ausstiegsmöglichkeiten: Wenn Investoren ihre Vermögenswerte nicht oder nur unter Einschränkungen abziehen können, kann dies ein Hinweis auf einen geplanten Exit sein.
- Übertriebene Marketingkampagnen: Projekte mit aggressiver Werbung, Promi-Unterstützung oder übertriebenem Community-Hype setzen häufig auf FOMO (Fear of Missing Out), um möglichst schnell Geld einzusammeln.
- Kein funktionierendes Produkt: Wird ein Produkt, eine Plattform oder ein Spiel immer wieder verschoben oder bleibt es im Beta-Stadium, obwohl Gelder bereits fließen, sollte man kritisch hinterfragen, ob es je zur Umsetzung kommt.
- Verdächtige Tokenomics: Wenn ein großer Anteil der Token im Besitz des Entwicklerteams ist oder Handelsfunktionen (wie Verkäufe) technisch eingeschränkt sind, kann dies auf eine Manipulation des Marktes hinweisen.
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Was kann ich tun, wenn ich Opfer eines Exit Scams wurde?
Wirst du Opfer eines Exit Scams, ist schnelles und strukturiertes Handeln entscheidend. Die folgenden Maßnahmen helfen dabei, den Vorfall korrekt zu dokumentieren, rechtliche Optionen zu prüfen und weiteren Schaden zu vermeiden:
- Transaktionen dokumentieren
- Strafanzeige erstatten
- Anwalt für Kapitalmarktrecht kontaktieren
- Regulierungsbehörden informieren
- Weitere Zahlungen vermeiden
- Kontakt zu anderen Betroffenen suchen
Transaktionen dokumentieren
Sichere alle verfügbaren Informationen: Wallet-Adressen, Transaktions-Hashes, Zeitstempel, verwendete Plattformen und Screenshots. Diese Daten sind essenziell für eine mögliche Anzeige oder rechtliche Schritte.
Strafanzeige erstatten
Wende dich an die örtliche Polizei oder direkt an die Staatsanwaltschaft. Eine Anzeige kann auch dann sinnvoll sein, wenn die Chancen auf Rückerstattung gering erscheinen – insbesondere zur Sammlung von Hinweisen durch Strafverfolgungsbehörden.
Einen Anwalt für Kapitalmarktrecht kontaktieren
Ein spezialisierter Anwalt kann prüfen, ob Schadensersatzansprüche bestehen und ob gegen die verantwortlichen Täter zivil- oder strafrechtlich vorgegangen werden kann. Dies gilt auch für ausländische Projekte mit Bezug zum deutschen Markt.
Regulierungsbehörden informieren
Melde den Vorfall bei zuständigen Regulatoren wie der BaFin. Bei internationalen Fällen kannst du dich an Behörden wie die SEC wenden. Diese sammeln Hinweise zu unseriösen Projekten und können offizielle Warnungen für andere Investoren aussprechen.
Weitere Zahlungen vermeiden
Leiste keine zusätzlichen Zahlungen an das Projekt – auch nicht, wenn sie als Voraussetzung für eine Rückzahlung dargestellt werden. Solche Nachforderungen sind meist Teil des Scams selbst.
Kontakt zu anderen Betroffenen suchen
Der Austausch mit anderen Investoren über Online-Foren, Telegram-Gruppen oder soziale Netzwerke kann helfen, das Ausmaß des Scams besser zu erfassen und gemeinsam weiterführende Schritte zu planen.
Fazit: Wie schützt du dich vor einem Exit Scam
Um dich vor einem Exit Scam zu schützen, solltest du jedes Projekt genau prüfen, bevor du investierst. Achte auf klare Warnzeichen wie unrealistische Renditeversprechen, anonyme Betreiber oder fehlende technische Informationen. Auch wenn die Plattform seriös wirkt – hinterfrage, ob Team, Whitepaper und Tokenverteilung nachvollziehbar sind.
Investiere nur Beträge, deren Verlust du notfalls verschmerzen kannst, und verlasse dich nicht allein auf Marketing oder Influencer. Je besser du informiert bist, desto geringer ist das Risiko, Opfer einer Betrugsmasche zu werden. Kritisches Denken ist der beste Schutz gegen einen Exit Scam.
FAQs – Wir beantworten die häufigsten Fragen zu Exit Scams
Ein Exit Scam unterscheidet sich von anderen Krypto-Betrugsmaschen vor allem durch den plötzlichen, vollständigen Rückzug der Täter, nachdem Kapital von Investoren eingesammelt wurde. Während bei klassischen Phishing-Angriffen, Ransomware oder Pump-and-Dump-Systemen eher einzelne Transaktionen oder Kursmanipulationen im Fokus stehen, geht es beim Exit Scam um das gezielte Einsammeln von Geld und anschließendes Verschwinden der Täter.
ICOs (Initial Coin Offerings) und DeFi-Projekte sind oft neu, technisch komplex und funktionieren in einem kaum regulierten Umfeld. Viele Projekte starten mit wenig Kapital und ohne umfassende Regulation oder verlässliche Aufsicht. Die Anonymität im Krypto-Bereich erleichtert es, Vertrauen aufzubauen und dann unbemerkt zu verschwinden. Dadurch bieten gerade diese Formate ein Einfallstor für Exit Scams, wenn keine ausreichende Transparenz oder Kontrolle besteht.
In der Regel ist es für Investoren nicht oder nur schwer möglich, verlorenes Geld oder Kryptowährungen aus einem Exit Scam zurückzuerlangen. Die Täter bleiben meist anonym, verschleiern ihre Spuren und nutzen schwer nachverfolgbare Transaktionswege.
Dennoch solltest du den Vorfall dokumentieren und eine Strafanzeige erstatten. In Einzelfällen können durch die Arbeit von Strafverfolgungsbehörden oder in Kooperation mit Plattformen zumindest Teilbeträge gesichert oder zurückgeführt werden. Auch zivilrechtliche Schritte sind möglich. Kontaktiere dazu am besten einen Anwalt für Kapitalmarktrecht.
Eine Exit-Strategie beschreibt in der Welt der Kryptowährungen keinen Scam, sondern einen geplanten Ausstieg aus einer Geldanlage. Sie hilft Investoren, rechtzeitig Gewinne mitzunehmen oder Verluste zu begrenzen. Typische Strategien beinhalten das schrittweise Verkaufen von Vermögenswerten, das Setzen von Stop-Loss-Marken oder das Umverteilen in stabilere Anlagen. Im Gegensatz zum Exit Scam geht es hier also um deine persönliche Finanzplanung und nicht um ein betrügerisches Konzept.
Exit Scams sind kein Einzelfall, sondern ein häufiges Phänomen im Krypto-Sektor. Genaue Zahlen sind schwer zu erfassen, da viele Investoren die Fälle nicht melden oder nicht als solche erkennen. Besonders in Phasen mit starkem Marktwachstum oder während ICO-Booms und Hype-Zyklen kommt es vermehrt zu dieser Art von Krypto-Scam.
Im Jahr 2021, während des DeFi- und Meme-Coin-Hypes, explodierte die Zahl der Exit Scams. Laut Chainalysis gingen in diesem Jahr rund 2,8 Milliarden US-Dollar – also etwa 37 Prozent aller Krypto-Betrugsverluste – auf Exit Scams zurück.
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